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Am 22. Juli haben wir die Linde zum zweiten Mal geschleudert. DieHonigräume wurden abgeräumt. Damit sollte die Honigernte für dieses Jahr beendetet sein. Meine Frau putzte die Honigschleuder zum wiederholten Mal und ich schaffte sie dann in den Keller. Unser Urlaub stand bevor.

Blatttracht im Spätsommer, 22. Juli bis 11. August
Blatttracht im Spätsommer, 22. Juli bis 11. August

Da zeigte unsere Stockwaage plötzlich sporadische Zunahmen von fast 2 Kg an. Eine Kontrolle der Bienenvölker zeigt einen extrem dunklen Honig in den Völkern. Die Bienen sammelten Blatttracht von Linden, Eichen und Ahorn. Blattläuse saugen den Siebröhrensaft der Bäume. Der energiereiche Saft kann von den Läusen nicht vollständig verarbeitet werden und wird als glasklare Tröpfen von ihnen ausgeschieden. Für Ameisen und Bienen ist das eine willkommene Nahrungsquelle.

Überraschung, es gibt Blatthonig
Überraschung, es gibt Blatthonig

Also wurden die Honigräume prophylaktisch wieder raufgestellt und wir fuhren ins Brandenburgische. Die Stockwaage zeigt ab 11. August keine Zunahmen mehr an. Am 14. August konnte dann der Blatthonig geschleudert werden. Die Kontrolle der Bruträume zeigte das auch im Brutbereich mehrere verdeckelte Waben mit Blatthonig vorhanden waren. Da Blatthonig für die Überwinterung der Bienen nicht geeignet ist, wurden diese Waben auch noch entnommen.

vollverdeckelter Blatthonig, das macht besonders viel Arbeit
vollverdeckelter Blatthonig, das macht besonders viel Arbeit

Also ging alles noch einmal von vorne los. Die Honigschleuder wurde aus den Keller geholt, die Waben entdeckelt und gechleudert, die Schleuder wieder geputzt und in den Keller getragen. Die Honigräume noch einmal aufgesetzt, von den Bienen ausgeschleckt und repariert, vom Imker wieder abgenommen und für das nächste Jahr eingelagert.

reiner Blatthonig läuft aus der Schleuder
reiner Blatthonig läuft aus der Schleuder

Das ganze ergab 54 Kg einer seltenen Tracht. Blatthonig ist oft Begleiter von Lindenblütenhonig. Der helle Blütenhonig erscheint dann hellbraun bis olivgrün. Dieses Jahr haben wir erstmalig reinen Blatthonig geerntet. Der Blatthonig hat eine dunkle fast schwarze Farbe und einen würzig-malzigen Geschmack. Die Ursache ist das zum Blütenhonig aus Nektar unterschiedliche Zuckerspektrum. Im Blatthonig sind neben dem üblichen Trauben- und Fruchtzucker auch langkettige Zucker, wie Maltose und Rohrzucker enthalten. Da der Traubenzuckergehalt sehr niedrig ist, bleibt Blatthonig lange flüssig.

Lindenblütenhonig cremig, Lindenblütenhonig flüssig, hell, klar, Blatthonig flüssig, dunkelbraun, klar
Lindenblütenhonig cremig, Lindenblütenhonig flüssig, hell, klar, Blatthonig flüssig, dunkelbraun, klar

Am 5. Mai konnte ich endlich mit den Bienen in den Raps wandern, die ersten Blüten zeigten Farbe. Das Thermometer erreichte deutlich über 10° C. Da die Völker auf Grund des schlechten Wetter in den letzten 4 Wochen kaum noch Futtervorräte hatten, schaffte ich möglichst viele Völker in den Raps. Es waren es 9 Völker.

Der Standplatz im Raps muss jede Woche mindestens zweimal kontrolliert werden.
Der Standplatz im Raps muss jede Woche mindestens zweimal kontrolliert werden.

Dieses Jahr hatte der Bauer den Raps südlich der B1, bei Hoppegarten gesät. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich die Bienenvölker bei dem Überfluss von Nektar und Pollen im Raps entwickeln. Auch für den Imker ist die Rapsblüte ein beeindruckendes Schauspiel, das den Aufwand und die viele Mühe vergessen lässt.

Raps in Vollblüte, da freut sich der Imker und die Bienen
Raps in Vollblüte, da freut sich der Imker und die Bienen

Die explosionsartige Entwicklung der Bienenvölker erfordert eine Intensive Kontrolle der Völker. Es muss Raum und Mittelwände gegeben werden, damit die Bienen nicht in Schwarmstimmung kommen. Unsere Völker haben alle höchstens zwei Jahre alte Königinnen. Das erleichtert die Arbeit ungemein.er den Raps südlich der B1, bei Hoppegarten gesät. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich die Bienenvölker bei dem Überfluss von Nektar und Pollen im Raps entwickeln. Auch für den Imker ist die Rapsblüte ein beeindruckendes Schauspiel, das den Aufwand und die viele Mühe vergessen lässt.

voll verdeckelte Honigwaben im Raps
voll verdeckelte Honigwaben im Raps

Rote Pollenhosen zeigen eine neue Tracht an, die Kastanien blühen. Jetzt ist es an der Zeit, die Rückwanderung vorzubereiten.

Rote Pollenhosen zeigen, das die Kastanie blüht
Rote Pollenhosen zeigen, das die Kastanie blüht

Anfang Juni war die Rapssaison dann doch zu Ende und die Robinienblüte stand bevor. Am 2.6. holten wir die Honigräume zum Schleudern. Am nächsten Tagschafften wir die deutlich leichteren Magazine wieder nach Hirschgarten.

Bienen brauchen auch Benzin, zumindest wenn sie in den Raps wandern.
Bienen brauchen auch Benzin, zumindest wenn sie in den Raps wandern.

Das Honigergebnis war mit 10 Kg je Volk nur durchschnittlich, aber die Bienenvölker waren jetzt im Topzustand. Gute Voraussetzungen für die Königinnenvermehrung und Ableger Bildung.

Der Januar überraschte uns am 21.Januar mit einem besonderen Ereignis. Bei 13,6°C erfolgte der erste Reinigungsflug in diesem Jahr. Dieses Ereignis erwarten wir im März oder im letzten Jahr schon Ende Februar. Die Bienen nutzen den ersten Flugtag um die Kotblasen von den Stoffwechselprodukten der letzten 5 Monate, die sie nicht ausfliegen konnten, zu befreien.

Reinigungsflug am 21.01.21 bei 13,6°C

Doch der Februar zeigte sich dann ganz wie man ihn erwartet, viel Schnee und Temperaturen von -15°C. Eine Woche lang konnte ich sogar jeden Tag mit meinen Langlaufski unterwegs sein.

Bienen im Schnee im Februar
Bienen im Schnee im Februar

In der letzten Februarwoche war es mit dem Winterspuk vorbei, die Bienen hatten eine Woche lang Flugwetter bei bis zu 19°C. Es blühten Krokusse, Schneeglöckchen, Erle und Haselnuss. Das ließ mich auf ein zeitiges Frühjahr hoffen. Doch den gesamten März gab es keine Flugtage mehr. Die Weide und die Kornelkirsche blühten ohne von den Bienen besucht zu werden.

Ende März Anfang April besserte sich das Wetter, so das der Amtstierarzt zur Futterkranzprobe kommen konnte. Bei dieser Gelegenheit kamen auch schon die Baurahmen in die starken Völker. Diese wurden auch umgehend in kurzer Zeit ausgebaut. Die Völker brüteten mit voller Kraft, um auf die erwartete Tracht vorbereitet zu sein. Wegen dem Bautrieb im Volk und dem bevorstehende Schlupf vieler Jungbienen setzte ich auch schon den ersten Honigraum auf.

Ausbau des Drohnenrahmen nach 3 Tagen. Die grüne Königin schaut schon mal vorbei.
Ausbau des Drohnenrahmen nach 3 Tagen. Die grüne Königin schaut schon mal vorbei.

Wegen der geringen Futterreserven, bei hohem Futterbedarf und der schlechten 14-Tage Wettervorschau entschloss ich mich, Futtertaschen mit 1,5 Kg Flüssigfutter an das Brutnest der Völker zu hängen. Die nächsten vier Wochen gab es nur sehr wenige Flugstunden, man sprach vom kältesten April seit 80 Jahren. Weide, Ahorn, Schlehe und Wildkirsche blühten ohne Bienenbesuch. Die Bienen zogen sich aus dem Honigraum zurück, lebten ihren Bautrieb im Brutraum aus und warteten dringend auf besseres Wetter. Wenn die Temperaturen dann doch mal für einen Tag den Trachtflug erlauben, zeigen die Bienen was sie leisten können. So wurde vom Waagevolk am 28.04.21 2,38Kg Honig gesammelt. Nun erwarten wir ab kommenden Wochenende endlich warmes Wetter. Die Süßkirschen sind schon fast verblüht, aber Apfel, Birne und Löwenzahn sind bereit.

Der letzte Honig, den wir in Hirschgarten ernten, ist der Lindenhonig. In der Umgebung gibt es sehr viele Linden als Straßenbaum. Sie alle stehen mit den Wurzel im Wasser, weshalb sie zuverlässig den Bienen Nektar zum Sammeln anbieten. Der Lindenhonig macht ein Drittel bis die Hälfte unserer Honigernte aus.

Sommerlinde
Sommerlinde

Die Lindenblüte startet mit der Sommerlinde, ihr folgt die Winterlinde. Danach blühen noch Krim-Linde und Silberlinde. So kann die Lindensaison 4-8 Wochen andauern. Neben Blütennektar sammeln die Bienen in manchen Jahren auch noch reichlich Blatttracht. Quelle ist der zuckerreiche Pflanzensaft, den Lindenblattläuse aus den Bäumen saugen und den sie unverarbeitet wieder ausscheiden. Ameisen und Bienen sammeln dann fleißig, die Autofahrer empfinden den klebrigen Saft auf ihren geparkten Autos als äußerst lästig.

Da in der Stadt zu dieser Zeit auch noch Essigbaum und Götterbaum blühen und von den Bienen gern angeflogen werden, vermarkten wir diesen Honig als Sommertracht mit Lindenhonig. Bis zu 50 Pollensorten wurden in unserem Sommerhonig gefunden. Lindenpollen ist im Honig sehr unterrepresentiert, hier mit 17%. Doch die sensorischen Eigenschaften Geschmack und Geruch, weisen eindeutig auf Linde.

Dieses Jahr haben wir keine Blatttracht in der Linde, der Honig ist hellgelb. Bei Blatttracht kann er braun oder sogar oliv-grün aussehen.

Wenn sich die ersten Robinienblühten in der Innenstadt zeigen ist es höchste Zeit Raps- und Frühtrachthonig abzuschleudern. Die Bienen putzen die geschleuderten Waben und reparieren beschädigten Wabenbau. Eine Woche später blüht die Robinie auch bei uns am Stadtrand.

Robinie kurz vor der Blüte
Robinie kurz vor der Blüte

In guten Jahren bringt die Robinie in Brandenburg fast die Hälfte der jährlichen Honigernte. Dazu darf es zuvor keine Nachtfröste geben, es muss genug geregnet haben und während der Robienienblüte bleiben wir von Dauerregen und Gewitter verschont.

Robinienblüte
Robinienblüte

Robinienhonig darf in Deutschland auch als Akazienhonig vermarktet werden. Der lateinische Name der Robinie lautet Robinia pseudoacacia, zu deutsch Scheinakazie. Robinienhonig entspricht am ehesten dem von Marktführer Langnese geprägten Honigbild, flüssig und hellgelb bis wasserklar. Geschmack und Geruch werden als feinblumig beschrieben, man könnte auch sagen neutral. Er läßt sich hervorragend in der Küche verwenden, als Zuckerersatz in Getränken und Süssspeisen, in der Vinaigrette von Salaten, im Frühstücksmüsli u.v.m.

Wenn ein Teil unerer Bienen in den Raps wandert, sammeln die zu Hause gebliebenden Bienen Frühtrachthonig. Der Frühtrachthonig ist ein Mischhonig aus tausend Blüten, die im April und Mai blühen.

Ahornblüten
Ahornblüten

Bei uns wird der Frühtrachthonig besonders von Ahorn, Obst, Löwenzahn und Kastanie geprägt. Auch der Pollen von wild ausgesamten Vergissmeinnicht ist überpropportional in unserem Frühtrachthonig vertreten. Er ist der Marker-Pollen für Berliner Stadthonig.

Unser Frühtrachthonig ist durch den besonderen Geschmack von Ahorn geprägt und wird cremig abgefüllt.

Von Mitte April bis Ende Mai sind wir mit 8 Bienenvölkern in den Raps gewandert. Der Raps stellt für die Bienen eine fantastische Entwicklungstracht dar, es gibt Nektar und Pollen im Überfluss. Schwach ausgewinterte Völker können im Raps saniert werden. Die Völker sind für die Vermehrung von Völkern und Königinnen bereit.

Wandern in den Raps
Wandern in den Raps

Und ganz nebenbei lässt sich ein begehrter Sortenhonig ernten. Rapshonig kristallisiert bei sachgerechter Bearbeitung besonders feincremig. Er läßt sich auf dem Frühstücksbrötchen geradezu stapeln ohne zu kleckern und ist deshalb bei Kindern und ihren Eltern besonders beliebt. Er besteht zu zwei Dritteln aus Traubenzucker und ist deshalb bei Sportlern als schneller Energiespeicher gefragt.

Bienen im Raps
Bienen im Raps

Rapshonig ist aufgrund seiner feinkristallinen Struktur hervorragend zum Impfen von flüssigen Honig geeignet. So erhält man Honig mit schmalziger Konsistenz, wie ihn unsere Kunden schätzen.

Baurahmen mit Dronenbrut im Raps
Baurahmen mit Drohnenbrut im Raps

Die forcierte Entwicklung der Bienenvölker ermöglich auch die Nutzung des Baurahmen als biologische Maßnahme zur Bekämpfung der Varroamilbe, der größten Bedrohung für unserer Bienenvölker und Herausforderung für jeden Imker. In einem leeren Rähmchen ohne Mittelwand bauen die Bienen in dieser Zeit bevorzugt Zellen für Drohnen, die deutlich größer sind, als die Zellen für Arbeitsbienen, wie sie auf Mittelwänden vorgegeben sind. Die Drohnenzellen sind deshalb von den Varroamilben bevorzugt, weil die drei Tage längere Verdecklungszeit der Drohnen, gegenüber den Arbeitsbienen, den Milben ermöglicht eine zusätzliche 4. Generation von Nachwuchs heranzuziehen.

Wir nehmen vor dem Schlupf der Drohnen die Waben aus dem Volk und Schmelzen sie ein. Das ergibt besonders reines und unbelastetes Bienenwachs, das besonders für kosmetische Zwecke verwendet werden kann und auch neuerdings von unseren Kunden nachgefragt wird.

Beim diesjährigen Honigwettbewerb beteiligten wir uns mit zwei Honigen. Beide erreichten die Preisklasse II (Silber). Zu Gold fehlten uns denkbar knappe 0,06 bzw. 0,1 Punkte von 5. Während wir bei den messbaren Inneren Werten der Honige hervorragende Ergebnisse erziehlten, wurden bei der Aufmachung sichtbare Leimspuren am Glas vom Kleben des Etikettes bemängelt. Unsere Kunden wird das ganz sicher nicht stören.

Der erste war unser Frühtrachthonig mit Robinie, flüssig. Er wurde mit 4,74 von 5 Punkten bewertet. Sein Wassergehalt wurde mit 16,3 % gemessen und die Invertase-Aktivität mit 206 Einheiten bestimmt. Beide Parameter sind Beweis für die gute Reife des Honigs, sowie den hohen Gehalt an den gesundheitlich so wertvollen Stoffen, die die Bienen dem Nektar bei der Verarbeitung zu Honig hinzufügen.

Protokoll Honigwettbewerb 2019, Frühtracht mit Robinie, flüssig
Protokoll Honigwettbewerb 2019, Frühtracht mit Robinie, flüssig

Der zweite Honig war der Blütenhonig, cremig. Er erreichte 4,7 von 5 Punkten. Auch hier lagen der Wassergehalt mit 16,6 % und die Invertase-Aktivität mit 128 Einheiten, weit im Bereich für einen Honig der Kategorie I (Gold). Wir werden weiter daran arbeiten.

Protokoll Honigwettbewerb 2019, Blütenhonig, cremig
Protokoll Honigwettbewerb 2019, Blütenhonig, cremig

Am Montag haben wir den Regentag genutzt und den letzten Lindenhonig abgefüllt. So zeitig waren wir selten mit dem Honigabfüllen fertig. Oftmals zog es sich bis in den November hin.

Tatkräftige Unterstützung erhielten wir von unseren Enkel Max, der diese Woche bei uns zu Besuch war. Deckeleinlagen einlegen und Deckel auf die gefüllten Gläser schrauben klappte schon ganz gut.

Nun steht nur noch das Etikettieren an, jeden Abend drei Kisten.